Samstag, 16. Juni 2007
"Let's call it a day"
Mit diesem Spruch hat mich Laschen-Louie gerade nach Hause geschickt. In der Großkanzlei, speziell bei den Dealjunkies im M&A, ist Deutsch schon lange nicht mehr die Amtssprache.

Klingt natürlich nach mehr als ein proletarisches "Feierabend". Soll aber den gleichen Inhalt rüberbringen.

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Wehleidig
Man sagt und schreibt mir, mein Stil sei wehleidig und weinerlich. Das sitzt. Ich werde also versuchen, kaltblütiger und zynischer zu schreiben, zu denken und vor allem zu handeln. Der Karriere tut es ja allemal gut. Man muss sich nur den angeblichen Erfolg dieses Großbudenniemands anschauen.

Wie sich mein neues Handeln auswirkt, erfahren Sie in Kürze auf diesem Sender.

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Grade aufgeschnappt
Ich muss ja heute leider länger bleiben. Blöd, weil ich da meine Lieblings-Comedy-Sendung verpasse. Normalerweise bin ich immer zur "Primetime" zu Hause, bin schließlich kein Anwalt. Dafür muss ich aber auch nicht das Licht anlassen, wenn ich gehe.

Gerade habe ich mir eine Tüte Chips geholt, weil ich ein wenig Hunger habe (und diese Akte verfluche, bei der ich alle Laschen neu machen muss).

Im Aufzug sind zwei Associates mit mir nach oben gefahren, die beide seit kurzem im Arbeitsrecht tätig sind. Die waren gerade noch schnell einkaufen, machen die Associates angeblich oft, kurz vor acht nochmal nach unten in den Supermarkt. Wann sollen sie auch sonst einkaufen?

Offenbar wissen die beiden nicht, dass ich kein "Kollege" bin, sondern nur Paralegal. Jedenfalls haben sie sehr offen gesprochen im Aufzug. Der Eine fluchte, weil ihn ein M&A-Partner heute anrief und mit den Worten "Sie machen doch auch dieses Mädchenrechtsgebiet, nicht wahr? Lassen Sie mal alles stehen und liegen, wir brauchen Sie."

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Prioritäten
Es war nicht meine Schuld, die Laschen waren alle in Ordnung. Der "Deal" muss also einen anderen Haken als meine Aktenführung. Laschen-Louie hat mich allerdings gerade wissen lassen, dass ich die gesamte Akte heute "vor close of business" neu einzusortieren haben werde. Das gehe allen anderen Arbeiten vor, er habe die anderen Associates informiert.

Eigentlich müsste ich nämlich noch für zwei andere Associates Sachen erledigen, die ebenfalls "allen anderen Aufgaben vorgehen". Sollen die das untereinander regeln.

Ich dachte allerdings bis jetzt immer, dass der einzige Anwalt hier auf dem Stock, der jeden Tag Hosenträger aufträgt, die höchste Priorität ansagen könnte. Offenbar habe ich mich da geirrt, die Hierarchie ist wohl doch nicht so einfach zu durchschauen. Jedenfalls nicht bei den Anwälten.

Dann setze ich mich mal an die Laschen.

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Schlechte Laune
Laschen-Louie hat heute schlechte Laune. Jedenfalls vermute ich das. Als ich gerade aus der Teeküche von einem Schwätchen mit meiner Lieblingskollegin, einer Partnersekretärin mit von-der-Leyen-Frisur 1.0, zurück an meinen Platz kam, fand ich dort einen Aktenordner auf meinem Stuhl vor. Darauf klebte ein kaffebeflecktes Post-It mit folgender "Nachricht":

"Rücksprache sofort. Chaos in Akte, was soll das?"

Alle Laschen waren rausgerissen und auf dem Boden verteilt.

Mal sehen, ob es meine Schuld war.

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Bewerberrundgang
Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, dass die Bewerber bei ihrem Rundgang durch die Etage im Rahmen des Gesprächstages hier im Hause immer nur in die Anwaltszimmer gehen und ihre Aufwartung machen. Ins Gespräch mit den Associates oder dem Hiring-Partner stolzieren sie dann über den Gang und wir Normalsterbliche müssen zur Seite springen, egal was wir gerade tragen oder wie wichtig unser gegenwärtiger Arbeitsauftrag ist.

Natürlich werden wir auch nicht vorgestellt. Nie würde einer von denen auf die Ideen kommen, eine Sekretärin oder mich mit Handschlag zu begrüßen. Alles arrogante Schnösel, diese Bewerber. Dabei sollten die sich gar nichts einbilden: wenn ein Jurastudium wirklich so schwer wäre, gäbe es doch wohl kaum so viele Juristen!

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Marketingschule
Heute morgen hat mir mein Kollege, mit dem ich den Keller teile, erzählt, dass er einmal im Monat einen Stammtisch besucht, an dem eine Handvoll Großkanzlei-Marketingmenschen teilnimmt. Insgesamt scheint die Personalfluktuation in diesem Bereich nicht zu verachten sein. Entsprechend gering auch die "Loyalität" der Marketingmenschen zu ihrer aktuellen Kanzlei. Die Stammtische jedenfalls sollen eine heitere Veranstaltung sein: Abwechselnd wirft einer der Teilnehmer einen der nichtssagenden Werbesprüche von den DIN-A4-Juve-Anzeigen in den Ring und die anderen raten, wer aus der Runde auf diesen Mist gekommen ist.

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