Bewerberrundgang
Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, dass die Bewerber bei ihrem Rundgang durch die Etage im Rahmen des Gesprächstages hier im Hause immer nur in die Anwaltszimmer gehen und ihre Aufwartung machen. Ins Gespräch mit den Associates oder dem Hiring-Partner stolzieren sie dann über den Gang und wir Normalsterbliche müssen zur Seite springen, egal was wir gerade tragen oder wie wichtig unser gegenwärtiger Arbeitsauftrag ist.

Natürlich werden wir auch nicht vorgestellt. Nie würde einer von denen auf die Ideen kommen, eine Sekretärin oder mich mit Handschlag zu begrüßen. Alles arrogante Schnösel, diese Bewerber. Dabei sollten die sich gar nichts einbilden: wenn ein Jurastudium wirklich so schwer wäre, gäbe es doch wohl kaum so viele Juristen!

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berniecb, Freitag, 15. Juni 2007, 17:20
Ich war auch mal so ein Bewerber. Mir wurden die Paralegals und sonstigen Subalternen gar nicht vorgestellt. Bei der insgesamt etwas steifen Atmosphäre war mir gar nicht danach, von alleine auf jede Person zuzuspringen und ihr die Hand zu schütteln, zumal alles recht schnell ging. Ob mich all diese Leute damals für arrogant gehalten haben?

paralegal, Freitag, 15. Juni 2007, 18:43
Wer weiß, vielleicht haben Sie trotzdem freundlich gewirkt. Der letzte Bewerber bei uns hat jedenfalls nicht freundlich gewirkt, jedenfalls nicht mir gegenüber.

bewerber, Samstag, 16. Juni 2007, 14:17
Stimmt schon mit dem Studium.

Aber weiss nich, bin bei solchen Runden gern auch dem staff vorgestellt worden, bloss meistens kürzer. Schwer, dann persönlich/ locker/ verbindlich rüberzukommen. Das mit nicht-die-Hand-reichen liegt daran, dass eben das von einem nicht erwartet wird; man will ja nix falsch machen. Die soziale / hierarchische Revolution sollte man nicht schon als Bewerber starten.

Eh eine zwiespältige Sache: klar, Eindruck vom Laden gewinnen. ~42 Mal smalltalk ist nur sauanstrengend. Komme mir auch bescheuert vor, weil ich weiss, dass täglich so eine Sau durchs Büro getrieben wird und dass die Leute echt besseres zu tun haben. Zumal dann, wenn ich nach dem Gespräch den job eh nicht mehr will. War neulich versucht, auf 'und jetzt gehen wir noch in den xten Stock' mit 'nö, lass mal' zu antworten....

paralegal, Samstag, 16. Juni 2007, 14:28
Haben Sie denn jemals mit nichtanwaltlichem Personal gesprochen?

bewerber, Sonntag, 17. Juni 2007, 16:54
Doch, kam auch vor -nur wird man ja geführt und kriegt vorgegeben, ob man sich jetzt hinstellen und unterhalten darf oder nicht.

Das reicht von einer Vorstellung mit Namen, Händedruck und allem (eher nur in der potentiellen eigenen Abteilung), und klar, dann auch smalltalk, bis zu einem 'tja, ein Sekretariat haben wir auch' im Vorbeigehen. Und wenn die/der Mitarbeiter das mitkriegt, ich vielleicht Augenkontakt herstelle, aber weitergeschoben werde als sei diese Person gerade in etwa so wichtig wie der Serverraum oder die Garderobe, dann bleibt mir halt wenig übrig als 'hallo' zu murmeln und weiterzuziehen.

Ist vielleicht sowohl eine Frage der Kanzleikultur als auch der Souveränität dessen, der rumführt, zumeist eh ein frischer associate. Und meiner eigenen, natürlich. Und, sicher, Rückschlüsse über erstere ziehe ich dabei durchaus.

bewerber, Sonntag, 17. Juni 2007, 21:49
http://www.sueddeutsche.de/,ra8m5/jobkarriere/artikel/741/118603/

...idioten.

-und nachtrag: klar, freunlich sein kann man trotzdem immer, selbst beim kurzen 'hallo'.

paralegal, Montag, 18. Juni 2007, 02:06
Ich glaube, Sie waren ein freundlicher Bewerber. Sind Sie denn jetzt in einer Großkanzlei untergekommen? Und wenn ja, als was?